Das Kloster des Kartäuser Orden

Das Kloster des Kartäuser Orden, gelegen auf dem ehemaligen Beautusberg (Hunnenberg), lag außerhalb der Stadmauern. Das Kartäuser Kloster entstand aus einem Benediktiner Kloster und wurde mit dem Fort Konstantin und Anlagen der Feste Kaiser Alexander überbaut.
Der Ortsteil Koblenz Karthause wurde nach diesem Kloster benannt. Der Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg rief am 13. August 1331 den Kartäuserorden nach Koblenz, die sich im ehemaligen Kloster der Benediktiner auf dem Beatusberg ansiedelten.

Erster Prior der neuen Kartause wurde bis etwa 1335 Johannes von Echternach, der aus der Kartause Seitz kam und zuvor erster Klostervorsteher der Kartausen Mainz und Trier war. Die Inkorporation der neuen Kartause in den Orden fand wohl erst 1337 statt. Die Kartäuser zeichneten sich vor allem durch Sittenstrenge, Krankenpflege sowie gute Wirtschaftsführung aus und prägten damit fast 500 Jahre lang das religiöse Leben in Koblenz.

In den Anfangsjahren litt die Kartause Koblenz an der Last der Schulden, die noch unter den Benediktinern entstanden waren. In der Folgezeit wurde auch mit der Unterstützung von Spenden reicher Koblenzer Bürger die Kartause zu einem beeindruckenden Kloster ausgebaut. Die Kartäuser kauften 1355 ein Hofgut in Moselweiß, das bis heute unter dem Namen Kemperhof bekannt ist. Daneben besaß der Orden noch weitere Klosterhöfe in der Stadt Koblenz, der wichtigste Hof „Zum Vogelsang“ diente den Mönchen dabei wiederholt im Kriegsfall als Zufluchtsort.

Im Weinberg (Kreuzberg) stand seit 1494 die heilig Kreuz Kirche Vom Stifter nach der Rückkehr aus dem hl. Land geplant, war sie in den Fels des Berges hineingebaut. Im Inneren dieser Kapelle wurde das hl. Grab dargestellt. Der Berg galt als heilig weil hier - so die Überlieferung - zahlreiche Christen ihren unerschütterlichen Glauben mit einem gewaltsamen Tod bezahlten. Die Gebeine dieser Märtyrer, angeblich über dreißig, lagen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in der Krypta unter dem Altarraum der Klosterkirche.

Neben einem steinernen Kruzifix ( der weiße Herrgott), das an der Stelle eines Kreuzungspunkt stand, an dem die alte Löhrstraße in den Engelsweg (die spätere Römerstraße) mündete, die Beatusstraße auf den Markenbilchenweg traf und die Hunsrückhöhenstraße abzweigte, endeten die Heiligweg- Stationen aus der Stadt.

Seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts erlebte die Kartause durch Stifter und Schenker einen beachtlichen Aufstieg. Während der Eroberung von Koblenz 1632 im Dreissigjaehrigen Krieg durch schwedische Truppen und bei dem verheerenden Bombardement während der Belagerung der Stadt 1688 durch französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg erlitt auch die Klosteranlage erheblichen Schaden. Danach wurde die alte Kirche abgerissen und es entstanden 1720–1737 Neubauten von Kirche, eine dreischiffige Basilika mit eckigem Chorschluss, sowie von Kloster, Prioratsgebäude und weiteren Gebäuden.

Die Reste des von den Franzosen aufgelösten ehemaligen Kartäuser Klosters wurden entfernt. Nur den Keller des Prioratsgebäudes am Osthang baute man zur Festungsbäckerei um. Im Hang, durch vier gemauerte Lisenen verstärkt und mit zwei quadratischen Türmchen an den Außenecken, ist der Keller noch heute deutlich sichtbar.

Das Fort Großfürst Konstantin 2014, mittig am Hang befindet sich die Kriegsbäckerei, deren unterer Teil aus Resten des ehemaligen Prioratsgebäudes besteht Am 23. Oktober 1794 waren französische Revolutionstruppen im Verlauf des Ersten Koalitionskrieges in Koblenz einmarschiert. Bereits am 9. Oktober hatten die Mönche das Kloster verlassen und sich in ihren Stadthof Vogelsang in Sicherheit gebracht. Die Klostergebäude wurden vorerst als Kaserne genutzt. Am 9. Juni 1802 hoben die Franzosen alle geistlichen Orden in den besetzten Gebieten auf und verstaatlichten das Kirchenvermögen. Am 10. September 1802 wurde für die Koblenzer Kartause das Übergabeprotokoll von den letzten Klosterinsassen unterzeichnet.

Wenig später übernahm der Gastwirt Wilhelm Sauer (An der Moselbrücke Nr. 830) als Pächter das Kloster und richtete im Prioratsgebäude ein Gasthaus und Tanzlokal ein. Am 10. Oktober 1805 versteigerte die französische Domänenverwaltung die Klosteranlage mit dem dazugehörigen Grundbesitz für 12.200 Franken an den Pächter Sauer sowie an den Kupferschmied und Weinhändler Nikolaus Krieger (Kastorgasse Nr. 336). Beide verkauften ihre Anteile 1810/11 an den Kaufmann Christian Seidensticker (* 7. Dezember 1778 in Clausthal; † 13. April 1853 in Wülfel), der zuvor durch Umgehung der Kontinentalsperre zu großem Reichtum gekommen war und 1810 ebenfalls den Karthäuser Berghof erworben hatte.

Während der Befreiungskriege befand sich ein französisches und später ein russisches Militärlazarett im ehemaligen Kloster. Bei Errichtung der Großfestung Koblenz wurde die Anlage im September 1816 als preußische Pionierkaserne hergerichtet. Nach langwierigen Verhandlungen erwarb der preußische Staat am 23. Juni 1818 rückwirkend zum 11. November 1816 von Seidensticker für 47.222 Taler (85.000 Rheinische Gulden) das frühere Kloster, den Berghof und den dazugehörigen Grundbesitz.

Zu diesem Zeitpunkt bestand die Klosteranlage noch aus einem Eingangsgebäude, einem zweistöckigen Wohnhaus, einer Bäckerei und Brauerei, einer Wagnerei, einer Kellnerei, dem Prioratsgebäude, dem Kapitelhaus, einem Waschhaus mit Küche und Pferdeställen und der zerstörten Schaffnerei, von der nur noch der Keller genutzt wurde. Zwischen 1821 und 1827/28 entstand auf dem Areal das Fort Großfürst Konstantin das als Vorwerk der Feste Kaiser Alexander galt.

Archivalien und Teile der Bibliothek der Kartause sind erhalten geblieben und werden im Landeshauptarchiv Koblenz, hier lagern beispielsweise noch 13 Urkunden aus der Zeit des Benediktinerklosters, sowie im Stadtarchiv Koblenz verwahrt. In Tradition der Verehrung des heiligen Beatus ging das Patrozinium auf die Ende der 1940er Jahre eingerichtete Pfarrkirche St. Beatus im stark wachsenden Stadtteil Karthause über.







Standort:
Simmerner Straße
56075 Koblenz

Koordinaten: 50°21'02.5"N 7°35'11.3"E

Karte:

Erstmals erstellt: 3.07.1997 Letzte Änderung:
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